Epic Games und Unity öffnen Fortnite für Unity-Spiele und setzen damit ein starkes Zeichen für ein offenes, interoperables Metaverse.
Dienstag, 16 Dezember 2025
Epic Games und Unity, zwei der prägendsten Akteure der Spiele- und Echtzeit-3D-Branche, gehen einen überraschenden Schritt aufeinander zu: Künftig sollen Spiele, die mit der Unity Engine entwickelt wurden, direkt in Fortnite veröffentlicht werden können. Damit öffnet Epic sein bislang stark kontrolliertes Ökosystem erstmals systematisch für Inhalte aus einer anderen Engine.
Die Ankündigung erfolgte auf der Unity Unite Conference und markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu dem, was Epic seit Jahren als „offenes, interoperables Metaverse“ beschreibt.
„So wie in den frühen Tagen des Webs müssen Unternehmen zusammenarbeiten, um ein offenes und faires Metaverse zu schaffen“, erklärte Epic-CEO Tim Sweeney. „Gemeinsam mit Unity helfen wir Entwicklern, größere Zielgruppen zu erreichen und nachhaltigen Erfolg zu finden.“
Ab dem kommenden Jahr sollen Unity-Entwickler ihre Spiele direkt in Fortnite veröffentlichen können. Diese Inhalte erscheinen dann im Discovery-System von Fortnite – gleichberechtigt neben Erlebnissen, die mit dem Unreal Editor for Fortnite (UEFN) erstellt wurden, und können an der sich entwickelnden Fortnite Creator Economy teilnehmen.
Technisch möglich wird dies durch eine von Unity entwickelte Netzwerkarchitektur, die es erlaubt, Inhalte aus anderen Engines über standardisierte Protokolle in das Fortnite-Ökosystem einzubinden. Für Entwickler bedeutet das: keine komplette Neuentwicklung, sondern eine zusätzliche Veröffentlichungsplattform.
Epic verfolgt seit Jahren das Ziel, Fortnite von einem klassischen Battle-Royale-Titel zu einer großen, sozialen 3D-Plattform auszubauen – vergleichbar mit einem interaktiven, begehbaren Web. Bereits heute findet laut Epic rund 40 Prozent der Spielzeit in von Drittanbietern erstellten Inhalten statt.
Mit über 100 Millionen monatlich aktiven Nutzern und Hunderttausenden veröffentlichter „Islands“ bietet Fortnite eine enorme Reichweite. Die Öffnung für Unity-Inhalte könnte diese Dynamik nochmals deutlich beschleunigen, denn Unity zählt über 1,3 Millionen aktive Entwickler pro Monat.
Selbst wenn nur ein kleiner Teil dieser Entwickler Fortnite als zusätzlichen Distributionskanal nutzt, dürfte das Angebot an Inhalten erheblich wachsen.
Die Partnerschaft eröffnet vor allem kleineren Studios und Indie-Teams neue Möglichkeiten. In einer Zeit, die von Konsolidierung, Budgetkürzungen und Entlassungen geprägt ist, bietet Fortnite einen weiteren Weg, Sichtbarkeit, Reichweite und Monetarisierung zu kombinieren.
Tim Sweeney betont dabei, dass es langfristig nicht um ein neues geschlossenes System gehe, sondern um ein Modell, das dem offenen Web ähnelt: unterschiedliche Plattformen, betrieben von unterschiedlichen Akteuren, miteinander verbunden – ohne zentrale Kontrolle.
Kurzfristig bleibt allerdings ein Review-Prozess, um sicherzustellen, dass Inhalte technisch funktionieren und den Altersfreigaben entsprechen.
Die Kooperation beschränkt sich nicht nur auf Fortnite. Unity kündigte gleichzeitig an, Unreal Engine künftig in seine plattformübergreifende Commerce-Management-Lösung zu integrieren. Damit können Entwickler ihre digitalen Stores, Preise, Promotionen und Zahlungsanbieter engineübergreifend verwalten, unabhängig davon, ob ein Projekt mit Unity oder Unreal Engine umgesetzt wurde.
Unity-CEO Matt Bromberg fasst die gemeinsame Vision so zusammen:
„Mehr Wahlfreiheit und offene Systeme schaffen Wachstum für das gesamte Ökosystem. Entwickler sollen mehr Kontrolle darüber haben, wie und wo sie ihre Inhalte veröffentlichen.“
Dass ausgerechnet Epic Games und Unity – lange Zeit als direkte Konkurrenten wahrgenommen – diesen Schritt gehen, ist ein starkes Signal für die Branche. Interoperabilität, offene Plattformen und engineübergreifende Workflows gewinnen zunehmend an Bedeutung – nicht nur im Gaming, sondern auch in Film, VFX, Architektur, Simulation und industriellen Anwendungen.
Weitere Details zur technischen Umsetzung und zum Zeitplan wollen beide Unternehmen im Laufe des kommenden Jahres veröffentlichen.